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ie Ansteuerung von Laserdioden ist kein „Hexenwerk“, wenn
man sich dabei an ein paar Grundregeln hält, die sich im we-
sentlichen aus den Eigenschaften der Laserdiode ergeben.
Bild 1 zeigt schematisch den Aufbau einer Laserdiode mit ihren ver-
schiedenen Halbleiterschichten. Die Kantenlänge beträgt nur einige
100 µm. Das Laserlicht entsteht in der nur wenige nm dicken „ak-
tiven Zone“ und tritt an der halbverspiegelten Stirnfläche aus (Pfeil).
Die Spiegel an den Stirnflächen des „Laserwürfels“ sorgen für eine
stehende Lichtwelle in der aktiven Zone (optischer Resonator nach
Fabry-Perot). Dies ermöglicht erst die induzierte Emission und somit
die „Lichtverstärkung“, den eigentlichen Laser-Effekt.
Unterhalb des Schwellstroms emittiert die Laserdiode lediglich LED-
Licht (spontane Emission). Ab der Schwellstromstärke beginnt die
Diode Laserlicht zu erzeugen. Oberhalb des Schwellstroms steigt die
optische Ausgangsleistung sehr stark mit wachsendem Dioden-
strom an (hoher differentieller Wirkungsgrad). Der Zusammenhang
zwischen optischer Ausgangsleistung und Diodenstrom ist bis zur
Maximalleistung (CW oder Pulsbetrieb) linear (Bild 2).
1 Vorsichtsmaßnahmen
Die vom Hersteller angegebene maximale Ausgangsleistung darf auf
gar keinen Fall überschritten werden. Überstrom oder Überspan-
nung, selbst für kurze Zeit, können eine Schädigung oder gar den
Totalausfall der Laserdiode verursachen. Die Einstellung der Aus-
gangsleistung muss auf jeden Fall mit Hilfe eines optischen Leis-
tungsmessgerätes oder einer kalibrierten großflächigen Photodiode
erfolgen. Aufgrund der großen Toleranzen bzw. Exemplarstreuun-
gen der Laserdioden reicht es nicht aus, den Laserstrom entspre-
chend den Angaben im Datenblatt des Herstellers einzustellen.
Schon bei kurzzeitiger Überlastung tritt meist eine Schädigung der
Spiegel ein, erkennbar durch ein „fleckiges“ Strahlbild und eine
deutlich gestiegene Stromaufnahme bei gleicher Ausgangsleistung.
Laserdioden sind ebenfalls extrem empfindlich gegenüber elektro-
statischen Entladungen (ESD = Electro-Static Discharge). Daher sind
die von den Laserdiodenherstellern bei der Handhabung empfohle-
nen Erdungsarmbänder und eine geerdete Arbeitsunterlage im La-
bor nicht übertrieben.
2 Temperaturverhalten
Ein oft vernachlässigter aber entscheidender Effekt ist der Einfluss der
Temperatur auf den Zusammenhang zwischen optischer Ausgangs-
leistung und Laserdiodenstrom (Bild 2). Mit steigender Temperatur
erhöht sich der Schwellstrom. Die optische Ausgangsleistung und der
differentielle Wirkungsgrad hingegen sinken. Eine geregelte An-
steuerschaltung sollte daher eine Begrenzung oder Sicherheitsab-
schaltung besitzen, da sonst eine Temperaturänderung über einen
weiten Bereich zur Zerstörung der Laserdiode führen könnte.
Grundlagen der Laserdiodenansteuerung –
Laserdioden verstehen und sicher ansteuern
LASERTECHNIK
Uwe Malzahn,
iC-Haus GmbH, Bodenheim
042
2 Photonik 5/2003
Bild 1: Laserdiode, schematisch
Bild 2: Ausgangsleistung als Funktion des Eingangsstroms für 2 ver-
schiedene Diodentemperaturen
3 Ansteuerung
Für Ansteuerschaltungen von Laserdioden braucht man sehr gut ge-
siebte Netzteile, die Störquellen wie induktive Lasten möglichst gut
abblocken. Der Batteriebetrieb ist hier deutlich unkritischer. Ein-
kopplungen können generell durch kurze Verbindungen speziell
zwischen Laserdiode und Treiberschaltung verringert werden.
LASERTECHNIK
Photonik 5/2003 3
Bild 3: Laserdiodenkonfigurationen für N-, P-, M-Typ-Dioden
Bild 4: Ansteuerprinzipien je nach Laserdiodenkonfiguration
Wichtig ist, dass Laserdioden immer mit einem geregelten Treiber
angesteuert werden; entweder im Konstantstrom- (ACC = Auto-
matic Current Control) oder Konstantleistungsbetrieb (APC = Auto-
matic Power Control). Ein Standardlabornetzteil ist nicht dazu ge-
eignet, Laserdioden direkt zu betreiben!
Integrierte Ansteuerschaltungen sind diskreten Lösungen vorzuzie-
hen. Die erhältlichen Lasertreiber-ICs bieten eine große Funktiona-
lität und eine Vielzahl von Schutzmechanismen für die Laserdiode
und benötigen nur wenige zusätzliche Bauelemente. Die Arbeits-
punkteinstellung ist meist ganz einfach über einen Trimmer mög-
lich. [1]
3.1 ACC
Die Wellenlänge von Laserdioden variiert mit der Temperatur. Bei ei-
ner typischen GaAlAs-Diode sind das etwa 0,25 nm/°C. Dabei steigt
die Wellenlänge nur jeweils in kleinen Bereichen monoton mit der
Temperatur an, dazwischen kommt es zu treppenartigen Sprüngen,
den Modensprüngen (Mode Hopping).
Im Konstantstrombetrieb mit präziser Temperaturregelung der La-
serdiode erzielt man daher die beste Stabilität der optischen Aus-
gangsleistung. Wegen des oben beschriebenen Temperaturverhal-
tens ist der Konstantstrombetrieb ohne Temperaturregelung nicht
zu empfehlen; die Ausgangsleistung wäre nicht konstant und könn-
te leicht den Grenzwert überschreiten.
3.2 APC
In Industrieapplikationen wie Lichtschranken oder Abstandssenso-
ren, in denen die Umgebungstemperatur variiert, bevorzugt man
der Einfachheit halber meist APC. Typische Treiberschaltungen mit
APC beinhalten außerdem einen weichen Anlauf und filtern Span-
nungsspitzen, Überspannung und andere Transienten heraus. [1]
Die Leistungsregelung stellt auf einfache Weise eine konstante Aus-
gangsleistung sicher. Ohne Temperaturregelung kann es jedoch
nach wie vor zur Verschiebung der Wellenlänge und zu Moden-
sprüngen kommen. Selbst in Applikationen, in denen dies unkritisch
ist, muss auf ausreichende Wärmeabfuhr geachtet werden. Anson-
sten sinkt mit steigender Temperatur (z.B. Eigenerwärmung) der
Wirkungsgrad der Laserdiode, was die Regelschaltung durch immer
höheren Laserstrom ausgleicht, um die Ausgangsleistung konstant
zu halten. Ohne eine Strombegrenzung oder Sicherheitsabschal-
tung droht hier sonst eine Schädigung oder Zerstörung der Laser-
diode.
Die für die APC benötigte Messgröße proportional zur optischen
Ausgangsleistung liefert im allgemeinen eine im Laserdiodenge-
häuse integrierte Monitordiode (MD). Laserdioden mit integrierter
Monitordiode für APC gibt es in drei verschiedenen Anschlussvari-
anten (Bild 3). Der gemeinsamer Anschluss ist gleichzeitig mit dem
Laserdiodengehäuse verbunden, welches, auch aus wärmetechni-
schen Gründen, meist elektrisch und thermisch leitend in das Gerä-
tegehäuse (GND-Potenzial) eingebaut wird.
Die eingebaute Monitordiode macht die externe Leistungsmessung
nicht überflüssig: Durch Exemplarstreuungen kann der Monitor-
diodenstrom bei gleicher Ausgangsleistung um den Faktor 10 vari-
ieren.
Diese Konfigurationsvarianten müssen bei der Auswahl der An-
steuerschaltung berücksichtigt werden. Bild 4 zeigt die entspre-
chenden Ansteuerprinzipien, wenn das Laserdiodengehäuse auf
GND liegen soll. Die N-Typ-Diode benötigt dabei einen Ausgangs-
treiber aus einer negativen Versorgungsspannung und auch einen
minusbezogenen Monitorstromeingang. Die P-Typ-Diode benötigt
entsprechend einen Ausgangstreiber aus einer positiven Versor-
gungsspannung mit einem plusbezogenen Monitoreingang. Die M-
Typ-Dioden benötigt eine duale Versorgung mit dem Treiberausgang
aus Plus und einem minusbezogenen Monitorstromeingang. Streng
genommen benötigt jede der drei Anschlussvarianten eine eigene
optimierte Treiberkonfiguration. Einige Treiberbausteine erlauben
aber, zwei oder durch einen zweiten komplementären Monitorein-
gang alle drei Diodenvarianten auch ohne duale Versorgungsspan-
nung anzusteuern. Dabei gilt die Einschränkung, dass das Laserdio-
dengehäuse nicht in jedem Fall auf GND-Potenzial gelegt werden
kann. [1]
4 Kühlung
In den meisten Anwendungen, speziell CW-Betrieb, ist ein Kühl-
körper für die Laserdiode unerlässlich, um einen zu starken Anstieg
der Chip-Temperatur und damit eine Schädigung oder Zerstörung
der Laserdiode zu verhindern (s. o.). Generell verlängert eine niedri-
gere Betriebstemperatur die Lebenserwartung der Diode. Mit einer
Reduzierung der Betriebstemperatur um etwa 10 °C wird sich die
Lebensdauer der Laserdiode statistisch gesehen verdoppeln.
5 Fehlerbehandlung
Selbst bei Ansteuerung der Laserdiode durch einen geeigneten in-
tegrierten Treiber ist stets auf einen sorgfältigen Aufbau zu achten.
Ohne Sicherheitsabschaltung oder Strombegrenzung im Treiber-
baustein kann eine Leitungsunterbrechung z.B. im Monitorpfad zur
Zerstörung der Laserdiode durch Überstrom führen. Beim Einsatz ei-
nes Trimmers zur Leistungs- oder Stromeinstellung sind bei der
Schaltungsauslegung die möglichen Fehlerbilder des Trimmers zu
berücksichtigen (kein Kontakt des Schleifers, Kurzschluss, etc.). Die
Verbindung zwischen Treiber und Laserdiode darf auf keinen Fall
über einen Schalter oder ein Relais unterbrochen werden. Zum
schaltspitzenfreien Ein- und Ausschalten bzw. Pulsen der Laserdio-
de bieten die verschiedenen Treiberbausteine entsprechende Funk-
tionalität [1].